Severin Pflüger
Severin Pflüger
Leistung hat Zukunft

Mobilität: Wenn Menschen nicht zuhause rumsitzen

Was bedeutet es für unser Land, wenn 8 Mio. und mehr Menschen jeden Tag verschiedene Ziele aufsuchen?
Wie kommen die Güter zu den Menschen?

Die Lebensqualität im urbanen Raum ist wesentlich durch kurze Wege und die schnelle Überwindung grosser Distanzen geprägt. Alles fürs tägliche Leben liegt in Fuss- oder Velodistanz: Einkaufsmöglichkeiten, Coiffeur, Tagesschule, Krippe, Spielplatz, Restaurants (Italienisch, Sushi, Indisch etc.), Hallenbad, Sportplatz, Grillstelle, Vita Parcours, Bar und Wochenmarkt. Gleichzeitig ist der öffentliche Verkehr so ausgebaut, dass innert kürzester Zeit das Zentrum, die Universität, der Arbeitsort oder jeder andere Ort der Stadtregion erreicht werden können. Ebenso schnell ist man auf der Autobahn, im Zug oder selbst am Flughafen. Das volle Leben in unmittelbarer Nähe und die grosse weite Welt liegt zu Füssen: Das macht die Qualität des urbanen Lebens nach Schweizer Prägung aus.

Diese privilegierte Situation muss sich in dreierlei Hinsicht für die Zukunft rüsten:

  • Bevölkerungswachstum
  • autonomes Fahren
  • shared economy

Alleine bis 2035 wird die Stadt Zürich in einem mittleren Szenario um 76‘000 Einwohner wachsen. Dies vor allem in den Quartieren Affoltern, Seebach, Schwamendingen, Albisrieden und Altstetten. Das ist aber nicht nur ein Thema für die Kantone oder die Gemeinden. Auch der Bund setzt auf den urbanen Raum. Dort soll nach seiner Massgabe das Bevölkerungswachstum realisiert werden; nicht zuletzt um die unverbaute Landschaft zu schonen.

Wenn nun aber der Bund auf die urbanen Räume setzt, hat er auch eine Mitverantwortung für dessen Infrastruktur: den öffentlichen und den privaten Verkehr, die Bildungsinstitutionen und die Kinderbetreuung, die Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Gewerbe in den Stadtregionen. Sonst versinkt eine wachsende Schweiz rasch im Stau auf Strasse und Schiene.

In die Verkehrsinfrastruktur investiert der Bund zwar heute schon viel. Er muss aber primär dort investieren, wo das Bevölkerungswachstum stattfinden soll – und es auch tut. Das ist der urbane Raum. Dort zeigen sich die Mobilitätsbedürfnisse am deutlichsten, dort sind die Menschen aber auch am meisten mit den negativen Begleiterscheinungen von Mobilität konfrontiert. Die Infrastrukturpolitik kann nicht nur zum Ziel haben, dass die Randregionen nicht abgehängt werden. Sie muss auch zum Ziel haben, dass der urbane Raum seinen Verkehr abwickeln kann.