Severin Pflüger
Severin Pflüger
Leistung hat Zukunft

Gesundheitskostenexplosion

Welche Gesundheit können wir uns noch leisten?
Wer entscheidet darüber, welche Therapie ich erhalte?
Was soll mit meinen Gesundheitsdaten geschehen?

Gesundheit ist ein wichtiges Gut und die Finanzierung ist solidarisch geregelt. Die grossen Fragen im Gesundheitswesen können daher nur politisch gelöst werden.

Diese Debatte muss zwingend den Stellenwert der Eigenverantwortung miteinschliessen und den Königsweg zwischen staatlicher Intervention und freiem Markt suchen. Dass die Planwirtschaft zu keinen guten Ergebnissen führt, ist bekannt. Der reine Markt kann es auch nicht richten. Die Schaffung von zwei Gesundheitssystemen, einem staatlichen und einem privatwirtschaftlichen, die gänzlich voneinander abgekoppelt sind, führt nur zu einer Zweiklassengesellschaft, die im Widerspruch zu unserem Verständnis einer sozialen und gerechten Gesellschaft steht. Es geht also nur, indem man die beiden Systemansätze zusammenführt und so austariert, dass ein effizientes System entsteht, welches sich weiterentwickeln kann.

Dass wir davon noch weit entfernt sind, zeigt die Kostenexplosion. Diese ist zu einem grossen Teil darauf zurückzuführen, dass das richtige Mischverhältnis von Interventionismus und freiem Markt noch nicht gefunden wurde. Das heutige System führt zu Doppelspurigkeiten, Fehlallokationen, Fehlanreizen sowie Ineffizienzen.

Das ideale System wurde noch nicht gefunden und die Diskussion wird allzu oft durch ideelle Verbrämung und dem Hang zur Besitzstandswahrung blockiert.

Die grosse Diskussion, die politisch und sehr schwierig zu führen ist, ist die Frage nach dem medizinisch Machbaren und dem Wünschbaren.

Die Medizin macht immer Fortschritte und sie wird auch immer Fortschritte machen. Das ist ein Wesenszug dieser Wissenschaft. Damit gibt es immer mehr therapeutische Möglichkeiten. Sollen stets alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden? Soll das solidarisch finanzierte Gesundheitswesen nur Therapien zahlen, wenn sie die Lebenserwartung verlängern oder auch wenn sie die Lebensqualität verbessern? Sollen Therapien, die teuer sind, aber weniger Nebenwirkungen haben, billigeren Therapien vorgezogen werden?

Das sind alles Fragen ohne klare Antworten. Sie aus der Hüfte geschossen zu beantworten, ist unseriös. Man darf hier nicht Politiker wählen, die vorgeben, hier eine Lösung zu haben. Insbesondere dann nicht, wenn es Scheinlösungen, wie beispielsweise die Einheitskrankenkasse, sind, die die aufgeworfenen Fragen gar nicht beantworten.

Man muss hier Politiker wählen, die willens sind die Diskussion ohne Scheuklappen zu führen und auch das Rückgrat haben, Entscheidungen zu treffen, die nicht allen gefallen.

Digitalisierung im Gesundheitswesen ist ein Thema, welches noch nicht genügend auf der politischen Agenda steht. Die Daten, die über mich gesammelt werden - von meinem Handy, von meiner Cummuluskarte und meiner Sportuhr – lassen Rückschlüsse auf meine Gesundheit zu. Aggregiert lassen sie Rückschlüsse auf die Gesundheit der gesamten Schweiz zu. Diese Daten könnten helfen, meine Gesundheit zu verbessern, Krankheiten früher zu erkennen und effizienter zu behandeln. Schweizweit aggregiert können sie helfen, dass Gesundheitswesen besser und planbarer zu machen sowie Ineffizienzen und Doppelspurigkeiten zu beseitigen.

Die Gefahr besteht jedoch, dass diese Daten gegen mich verwendet werden, dass ich als Versicherungsnehmer auf Grund meines Lebensstils und meines Konsums diskriminiert werde. Das führt dazu, dass die Daten nicht zur Verfügung gestellt werden, weil mir persönlich ein Schaden daraus entstehen könnte, der grösser ist als mein potentieller Nutzen.

Heute werden Systeme diskutiert, die vorsehen, dass Versicherungsnehmer, die ihre Daten zur Verfügung stellen, finanzielle Vorteile erhalten. Doch das macht wenig Sinn. Denn so stellen nur Personen ihre Daten zur Verfügung, die tiefe gesundheitliche Risiken haben. Diese Daten sind daher wenig geeignet, um unser Gesundheitssystem effizienter und planbarer zu machen.

Die Lösung wäre im Grund denkbar einfach und im allgemeinen Interesse: Wer seine Daten zur Verfügung stellt, darf nicht auf Grund von Erkenntnissen aus diesen Daten diskriminiert werden. Eine Schlechterstellung darf nur dann vorgenommen werden, wenn jemand seine Daten nicht zur Verfügung stellt und unverantwortlich seine Gesundheit gefährdet.